Es ist in der modernen Medizin üblich, dass die jeweiligen Fachgesellschaften zusammen mit Expertengremien in regelmäßigen Abständen festlegen, wie welche Erkrankungen des jeweiligen Fachbereiches behandelt werden sollten. Dies erfolgt deutschlandweit, aber auch in den einzelnen Bundesländern und sogar in einzelnen Tumorzentren, Universitätskliniken oder sonstigen spezialisierten Einrichtungen.

Sie alle erarbeiten Standards (Leitlinien, Empfehlungen, Richtlinien) und veröffentlichen diese. Die Konsequenz daraus ist klar - es gibt sehr viele unterschiedliche Abhandlungen über die richtige Form der Diagnostik und Therapie.

Hinsichtlich des Mammakarzinoms ist das nicht anders.

Natürlich kann es jedoch ebenso wenig eine Vielzahl von verschiedenen Wahrheiten geben, wie es auch keine falschen Empfehlungen gibt. Aber die Forschungsschwerpunkte der einzelnen Tumorzentren können sich unterscheiden und somit auch die Schwerpunkte der Empfehlungen. Hinzu kommt, dass in jedem Bundesland andere gesundheitspolitische Schwerpunkte gesetzt werden, andere gesetzliche Rahmenbedingen vorliegen und natürlich auch jeder Experte eine persönliche Meinung zum Thema vertritt und die wissenschaftlichen Ergebnisse, aus denen die Standards abgeleitet werden, unterschiedlich interpretiert.

So ist es nicht verwunderlich, dass es eine Vielzahl von Leitlinien, Richtlinien und Empfehlungen gibt, die im großen und ganzen übereinstimmen, sich jedoch in Details unterscheiden können.

Dies ist keineswegs als Mangel anzusehen, sondern spiegelt wider, dass jeder Patient ein Individuum ist, und auch einer individuellen Behandlung bedarf, die sich aber an den allgemeinen Empfehlungen orientiert. Letztendlich wünschen Sie sich als Patientin, dass Ihr betreuender Arzt sich bei Ihrer individuellen Behandlung an allgemeinen Standards orientiert, aber auch von der ärztliche Freiheit der Therapiewahl Gebrauch machen kann. Nur so kann er Ihre persönliche Situation auch wirklich berücksichtigen.

Bislang war nur von nationalen Standards die Rede, doch gleiches trifft natürlich auch international zu, dann allerdings spricht man neudeutsch von "Guidelines".