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Neues aus St. Gallen 2007

PD Dr. Gunter Raab :: 16.03.2009

Auf der diesjährigen St. Gallen Konsensus-Konferenz wurden den 42 Panelmitgliedern vorbereitete Fragen zur Abstimmung gestellt. Die Ergebnisse waren z.T. kontrovers und sollen daher nicht als "Kochrezepte", sondern als Anhaltpunkte für die individuelle Therapieentscheidung dienen. Unter Beibehaltung der Risikoklassifikation von 2005 kristallisierten sich folgende Empfehlungen heraus:

Endokrine Therapie Postmenopause

Entsprechend den Zulassungen der Aromatasehemmstoffe, können alle drei Strategien - Upfront, Switch, Sequenz - gleichermaßen eingesetzt werden. Die bevorzugte Option des Panels war das Switch, gleichzeitig befürworteten 76% mit Tamoxifen für 2 - 3 Jahre zu starten. Danach sollte vor allem bei nodalpositiven und bei HER2 positiven Patientinnen auf einen Aromatasehemmer umgestelt werden, wobei die gesamte Dauer der endokrinen Therapie von 75% des Panels für 5 - 10 empfohlen wurde.

Endokrine Therapie Prämenopause

Nach wie vor wurde mit großer Mehrheit Tamoxifen empfohlen und zwar zu 92% alleine und zu 83% in Kombination mit der Unterdrückung der Ovarialfunktion mit GnRH-Analoga. Die Kombination von Aromatasehemmstoffen mit GnRH-Analoga wurde außerhalb von Studien abgelehnt.

Chemotherapie adjuvant

Bei strikter Unterscheidung hinsichtlich des HER2- und Hormonrezeptorstatus, stimmten 85% des Panels trotz der aktuellen Ergebnisse der BCIRG 006 Studie auch bei HER2-Positivität für den Einsatz der Anthrazykline. 45% des Panels empfahl die prinzipielle Applikation von Taxanen, 57% lehnten dies ab. 64% waren der Meinung, dass 6-8 Chemotherapiezyklen verabreicht werden sollten, wobei auch "herkömmlichen" Schemata wie 4x AC oder 6x CMF von 44% bzw. 23% des Panels eine Rolle beigemessen wurde. Für TAC stimmten nur 30% der Panelmitglieder. Bei HER2-Positivität wurden Taxane und Anthrazykline zu je 50% empfohlen, dosisdichte, hochdosierte oder an Nebenwirkungen angepasste Schemata wurden hingegen abgelehnt. Somit sind die Schemata der internationalen Studien zur HER2-Positivität als ebenbürtige Therapiemöglichkeiten anzusehen. Sollte zusätzlich zur Chemotherapie eine endokrine Therapie indiziert sein, so sollte diese nach der Chemotherapie erfolgen.

Chemotherapie präoperativ

72% der Panelmitglieder stimmten überein, die Verbesserung der Kosmetik durch Tumorverkleinerung als Indikation anzusehen. Dementsprechend lehnten 62% die präoperative Chemotherapie bei T1- und T2-Tumoren ab. Nur 31% stimmten für den Einsatz der Taxane, 82% jedoch für die Applikation von Trastuzumab bei HER2-Positivität.

Trastuzumab adjuvant

Bei HER2-Positivität, die nur bei IHC 3+ (FISH nicht bei allen Patientinnen notwendig) vorliegt, votierten 92% für eine einjährige Therapie mit Trastuzumab. Bedenken hinsichtlich der Kardiotoxizität verleiteten 74% des Panels zum Votum gegen Trastuzumab bei niedriger LVEF und sogar 21% für den ersatzweisen Einsatz von Lapatinib, obwohl hier keine entsprechenden Daten vorliegen. Umso erstaunlicher erscheint es, dass das TCH-Schema der BCIRG 006 Studie, das eine wirkungsgleiche Alternative zu AC ? Taxotere ohne Kardiotoxizität darstellt, vom Panel nicht akzeptiert wurde.

Insgesamt wurde deutlich, dass in weiten Bereichen trotz vorliegender oder fehlender Daten aus dem Gefühl heraus entschieden wird. Dennoch geben die international erstellten St. Gallen Konsensus-Empfehlungen wichtige Anregungen für die Erarbeitung von Therapieempfehlungen in den einzelnen Ländern.