23.04.2009 17:04:46
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Eine randomisierte kontrollierte Studie des britischen Institute of Cancer
Research hat ergeben, dass ein Mammographie-Screening ab dem 40. Lebensjahr die
Brustkrebssterblichkeit um 17 Prozent senkt, bei einer Teilnahme aller Frauen
könnten es 24 Prozent sein. Allerdings verfehlten beide Auswertungen das
Signifikanzniveau, sodass der Wert eines Mammographie-Screenings ab 40 weiterhin
umstritten ist. Die Daten wurden kürzlich im Lancet publiziert.
Frühere
Untersuchungen ließen vermuten, dass eine Mammographie bei Frauen im Alter von
40 bis 49 Jahren von Nutzen sein könnte. Dieser Nutzen könnte jedoch zum Teil
daher rühren, dass viele Frauen in ihren Vierzigern die Screening-Einladung
erhielten, tatsächlich jedoch erst in ihren Fünfzigern untersucht wurden. Diesen
Aspekt umgingen Dr. Sue Moss und Kollegen vom Londoner The Institute of Cancer
Research in ihrer AGE-Studie, indem sie nur Frauen bis 48 zu einer jährlichen
Mammographie aufriefen. Die britischen Wissenschaftler begannen ihre groß
angelegte Studie 1991. 160.900 Frauen im Alter von damals 39 bis 41 Jahren
wurden randomisiert im Verhältnis 1 zu 2 auf zwei Studienarme verteilt: Eine
Gruppe erhielt jährliche eine Mammographie; die andere wurde nur beobachtet. 23
NHS-Brustkrebs-Screening-Stationen in England, Wales und Schottland waren an der
Untersuchung beteiligt. Inzwischen haben die Frauen das Alter von 50 Jahren
erreicht, ab dem allen Frauen in Großbritannien die Mammographie angeboten wird.
Die Nachuntersuchung der Frauen erfolgte somit nach durchschnittlich elf Jahren.
Reduktion der Brustkrebssterblichkeit verfehlt statistisches Signifikanzniveau
Wie die Forscher feststellten, sank die Brustkrebs-Sterblichkeit in der jüngeren
Gruppe zwar um 17 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe, dies sei jedoch kein
statistisch signifikanter, aussagekräftiger Rückgang. Ihren Ergebnissen zufolge
war außerdem bei 23 Prozent der 17.030 regelmäßig Untersuchten wenigstens ein
falsch positives Ergebnis verzeichnet worden - mehr als die geschätzten 12
Prozent bei über 50 jährigen Frauen, die derzeit im nationalen Vorsorge-Programm
regelmäßig untersucht werden. Weitere mögliche gefährdende Effekte der
Vorsorgeuntersuchungen beinhalten das Risiko eines strahlungsinduzierten
Mammakarzinoms.
Die Autoren schätzen jedoch, dass der Anteil jener Frauen, bei
denen dieses Risiko den Nutzen aufwiegt, wohl sehr klein wäre. Die Autoren fügen
hinzu, dass die späteren Vorsorgeuntersuchungen erst sieben bis acht Jahre nach
Studienbeginn durchgeführt wurden, und dass Auswirkungen dieser Untersuchungen
bislang kaum aufgetreten sein können. "Zukünftige Entscheidungen zu
Vorsorgemaßnahmen sollten sich anhand der Nachfolgeuntersuchungen aus dieser
Studie informieren und mögliche Schäden und Kosten ebenso wie den Nutzen in
Betracht ziehen", so ihre Schlussfolgerung. Nutzen-Risiko-Abwägung eines
Mammographie-Screening sollte individuell abgewogen werden In einem begleitenden
Kommentar bemerkt Benjamin Djulbegovic vom H. Lee Moffitt Cancer Center &
Research Institute: "Die Entscheidung, ob eine Mammographie empfohlen werden
soll, wird wesentlich von der Einschätzung der Gefährdung bestimmt; und diese
wird niemals gleich Null sein.
Die besten Abschätzungen des
Gefährdungspotenzials der Mammographie geben dieses zwar kleiner als den Nutzen
wieder, dennoch bleiben sie zu unsicher, um daraus schließen zu können, dass ein
Screening in dieser Altersgruppe tatsächlich einen Nutzen hat. Nutzen und
Gefährdung müssen dem individuellen Risiko jeder Frau, an Brustkrebs zu
erkranken, gegenübergestellt werden. Jede Frau sollte mithilfe ihres Arztes
entscheiden, ob ihr Schaden größer ausfällt, wenn sie an einem Brustkrebs
erkrankt, der mit einer Vorsorgeuntersuchung frühzeitig hätte entdeckt werden
können, oder wenn sie später im Leben an Brustkrebs als Folge der Mammographie
selbst erkrankt." Quelle: Sue Moss et al. "Effect of mammographic screening from
age 40 years on breast cancer mortality at 10 years' follow-up: a randomised
controlled trial." Lancet 2006; 368: 2053-2060
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